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Freispruch für Wolfsschützen bestätigt

Landgericht Potsdam hat den Freispruch aus der ersten Instanz bestätigt

Um einen Jagdhund zu retten, hatte ein niederländischer Jäger im Januar 2019 einen Wolf getötet. Das Landgericht Potsdam hat den Freispruch aus der ersten Instanz bestätigt. DJV fordert gesetzliche Regelungen und Rechtssicherheit für Tierhalter und Jäger.

Über nachstehenden Link gelangen Sie zu einer Pressemeldung des DJV in Betreff des gestern ergangenen Urteils des Landgerichts Potsdam bezüglich eines niederländischen Jägers, der im Januar 2019 einen Wolf getötet hatte, um Jagdhunde zu schützen.

https://www.jagdverband.de/freispruch-fuer-wolfsschuetzen-bestaetigt

Bitte beachten Sie:
Auch dieses Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da die Möglichkeit einer Revision besteht.

[Quelle: 21. Februar 2023 (DJV) Berlin]

Kein effektives Wolfsmanagement

Umweltausschuss im Bundestag lehnt effektives Wolfsmanagement ab

Der Umweltausschuss des Bundestages hat am 08.02.23 einen Antrag der CDU/CSU-Fraktion für ein aktives Wolfsmanagement und die AUFNAHME DES WOLFES IN DEN KATALOG DER JAGDBAREN ARTEN abgelehnt. Auch der Brief von Bundesumweltministerin Steffi Lemke an den EU-Kommissar für Umwelt legt in eklatanter Weise offen, dass die Bundesregierung den Koalitionsvertrag in diesem Punkt nicht umsetzen will.  Der DJV ist enttäuscht über diesen Wortbruch, denn die Umsetzung eines regional differenzierten Bestandsmanagements wurde im Koalitionsvertrag festgeschrieben. „Die Entscheidung der Ampelfraktionen offenbart in seltener Klarheit, dass ein europarechtskonformes Bestandsmanagement beim Wolf nicht ernsthaft verfolgt wird, sondern die Menschen im ländlichen Raum allein gelassen werden“, sagte DJV-Vizepräsident Helmut Dammann-Tamke. Allein in Brandenburg leben heute bereits mehr Wölfe als im 18-mal größeren Schweden. Die Zahl der Nutztierrisse hat sich innerhalb eines Jahrzehnts bundesweit fast verzwanzigfacht: von unter 200 Tieren im Jahr 2012 auf knapp 4.000 Tiere im Jahr 2020.  Größter Handlungsbedarf besteht in Brandenburg, Sachsen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.

In der Expertenanhörung zum Wolf  im Umweltausschuss des Bundestages betonte Professor Michael Brenner bereits Mitte Januar 2023, dass ein aktives Bestandsmanagement EU-rechtlich zulässig und vom Europäischen Gerichtshof abgesichert sei. Professor Sven Herzog bestätigte in derselben Anhörung, dass Deutschland Teil der baltisch-osteuropäischen Wolfspopulation sei, die sich in einem günstigen Erhaltungszustand befinde.
Nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN gilt der Wolf in Europa heute mit rund 19.000 Tieren als ungefährdet.
[Quelle DJV 9.2.2023]

Zwei Wölfe durch Verkehrsunfall getötet

Zwei Wölfe auf Bundesstraße 209 durch Kollision mit Auto getötet

Am 03.02.23 wurde nach Info durch die Polizei  am Morgen auf der Bundesstraße 209 zwischen Amelinghausen und Drögennindorf eine Kollision mit einem mutmaßlichen Wolf gemeldet. Ein verendeter Wolf  wurde am Nachmittag mehrere hundert Meter entfernt von der Unfallstelle gefunden.

Ein weiterer – für den Wolf tödlicher Unfall – fand in den späten Abendstunden des 06.02.23 statt. Erneut fuhr ein Autofahrer auf der Bundesstraße 209 zwischen Neu Oerzen und Drögennindorf  einen Wolf an; das Tier verendete im Bereich des Unfallortes.

[Quelle: Presseinfo Polizei  07.02.2023 ]

Wolfspopulationsstudie 2022

Wolfspopulationsstudie vorgelegt: deutschlandweit einmalige Untersuchung
gibt Grundlage für ein bestandsicherndes Wildtiermanagement

[Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz 14.07.2022]

Mit aktuell 39 Wolfsrudeln und 4 residenten Einzelwölfen hat Niedersachsen einen biologisch erforderlichen Mindestbestand für die Art Wolf erreicht. Eine heute in Hannover vorgestellte Studie des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ) der Universität für Bodenkultur Wien hat dazu eine wissenschaftliche Grundlage für ein Wildtiermanagement, welches diesen Bestand sichern kann, entwickelt.
Dazu der Niedersächsische Umweltminister Olaf Lies bei der Vorstellung der Studie: „Die niedersächsische Umweltpolitik ist dem Artenschutz als Ganzes verpflichtet. Von beweideten Biotopen abhängige seltene Vogel und Pflanzenarten sind ebenso schützenswert wie unsere Wölfe. Wir sind daher gut beraten, beim Thema Wildtiermanagement nicht Emotionen, sondern Objektivität walten zu lassen. Niedersachsen hat deshalb das Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der renommierten Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) mit einer wissenschaftlichen Studie zur Populationsentwicklung des Wolfes beauftragt.

Und weiter: „Im Ergebnis hat sich gezeigt, dass die kontrollierte Entnahme von Wölfen angesichts eines stetig wachsenden Bestandes grundsätzlich keine Gefährdung für den Wolfsbestand in Deutschland mit sich bringt. Einzige Voraussetzung: eine ständige Kontrolle durch ein weiterhin engmaschiges und systematisches Monitoring.

Demnach belegt die Studie, dass auch unter der Annahme  verschiedenster Szenarien beispielweise unvorhergesehene Naturkatastrophen mit einer exponentiellen Zunahme der
Wölfe in Deutschland zu rechnen ist. Ausgehend vom Basisjahr 2015, als es erst 6 Rudel in Niedersachsen gab, zeigen die Modelle einen kontinuierlichen Anstieg der Population, der ein erneutes Aussterben der Wölfe selbst bei kontrollierten Entnahmen sehr
unwahrscheinlich macht.
„Heute zählen wir 39 bekannte Wolfsrudel in Niedersachsen. Der Anteil Niedersachsens am biologisch erforderlichen Mindestbestand ist also längst erreicht. Mit einer zunehmenden Wolfsdichte rückt somit eine andere Grenze in den Fokus: der Akzeptanzbestand, also die Zahl von Wölfen, die in der Kulturlandschaft von den Menschen noch hingenommen wird.
Und zwar insbesondere von denen, die nicht in Großstädten leben“, erläutert Lies weiter.
Mithilfe des im Rahmen der Studie entwickelten statistischen Modells lasse sich im Fall erforderlicher Entnahmen und perspektivisch auch eines Bestandsmanagements eine wissenschaftlich unterlegte Sicherung des niedersächsischen Anteils des gesamtdeutschen Wolfsbestandes gewährleisten.

Ziel eines Bestandsmanagements sollte, laut Lies, daher – wie bei anderen Wildtieren auch – eine Quote von schadensverursachenden Wölfen sein, die über die Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht ohne langwierige Einzelgenehmigungen entnommen werden können.


Hintergrund:

Modellbasierte Populationsstudie über den Wolf in Niedersachsen, als Teilaspekt zum Erhaltungszustand in Deutschland

In der vorliegenden Studie werden Populationsgefährdungsanalysen für den Wolfsbestand in Niedersachsen und das restliche Deutschland durchgeführt und die theoretischen Entwicklungen in den kommenden 30 Jahren (seit 2015) modelliert.
Die Analysen zielen darauf ab, anhand von insgesamt 23 verschiedenen Szenarien die Bedeutung diverser Einflussfaktoren zu quantifizieren. Sie stellt durch die Präsentation von potentiell realistischen Szenarien eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung eines adaptiven Wolfsmanagements dar.

Ein Standardszenario beschreibt die Entwicklung des Wolfsbestandes auf Grundlage der bisherigen tatsächlichen Entwicklung und von Literaturwerten. Die festgestellten Wolfsterritorien in Deutschland in den Monitoringjahren 2000/01 bis 2020/21 lassen sich sehr gut mit einer exponentiellen Zunahme beschreiben, so dass die maximale Kapazitätsgrenze von 1408 Territorien in Deutschland, (BFN-Studie 2020) mit hoher Wahrscheinlichkeit (89,6%) im Jahr 2030 erreicht wird. Für NI entspricht das 175 bis 205 Territorien (1120-1312 Wölfe).

Die Ergebnisse der Simulationen stellen die Bestandsentwicklung von 23 ausgewählten pot. realistischen Szenarien über 30 Jahre in 23.000 Simulationen dar (Start 2015). Die Effekte auf den  Wolfsbestand werden im Vergleich zum Standardszenario dargestellt.

Durch eine Datenabfrage bei den Bundesländern wurden die beim SenckenbergInstitut erfassten Informationen aller erfassten genetischen Nachweise lediglich aus den Ländern  Berlin, Niedersachsen, SchleswigHolstein und Thüringen freigegeben und durch das Senckenberg Institut zur Verfügung gestellt. Wenn uns alle Länder (z.B. SN, ST, BB) ihre Daten zur Verfügung gestellt hätten, hätte man sich evtl. auch einer konkreten Untergrenze
näheren können.


Fazit

Auch diese Studie belegt, dass bei Fortführung des aktuellen Feldversuchs „Wolf“ in 2030 alle pot. möglichen Lebensräume vom Wolf in Deutschland und Niedersachsen besiedelt sind weil er sich prächtig und ohne Hilfe vermehrt.

Der Wolf ist aktuell weder in Deutschland noch in Niedersachsen eine gefährdete Art.

Mit den bisherigen Managementmaßnahmen sind wir weit entfernt von langfristigen Auswirkungen auf den niedersächsischen oder deutschen Wolfsbestand.

Der Ausgangsbestand von 2015 mit 50 Wölfen in NI und 350 Wölfen in D war ausreichend, um innerhalb von 30 Jahren die potentiell in Deutschland vorhandenen Habitate der BFNStudie mit Wölfen zu besiedeln.

Erhöhte Mortalitäten (z.B. gezielte Entnahmen schadensverursachender Wölfe) von territorialen Wölfen und Dispersen („Wanderwölfe“) haben den stärksten Einfluss auf
die Bestandsentwicklung des Wolfs.

Ein adaptives Management des aktuellen Wolfsbestands durch gezielte Entnahmen, verbunden mit einem Monitoring, gefährden den langfristigen Bestand des Wolfs in Niedersachsen nicht.

Ein Management, wie in Frankreich oder Schweden, bei dem ein Wolfsbestand begrenzt werden soll, bedürfte, deutlich robusterer Eingriffe in den Bestand.

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Die gesamte Datei zum Download:
>>> Wolfspopulationsanalyse im pdf-Format

Wolfsmanagement: Bestandsentwicklung unterschätzt

Wolfsmanagement: Bestandsentwicklung wird völlig unterschätzt

Wolfspopulation wird weiter rasant wachsen, eine Verdopplung alle drei Jahre ist derzeit realistisch. Notwendige Beweidung von Deichen, Naturschutzflächen und Grünland stehen in Frage.

(Berlin, 01. September 2017) Experten gehen davon aus, dass die Wolfspopulation weiter rasant wachsen wird, eine Verdopplung alle drei Jahre ist derzeit realistisch. Es ist zu beobachten, dass die Akzeptanz für den Wolf dort dramatisch zurückgeht, wo er sich etabliert hat. „Wir müssen den Wolf als Wildtier behandeln. Er muss lernen, sich von Menschen und seinen Nutztieren fernzuhalten“, sagte Helmut Dammann-Tamke, Präsidiumsmitglied des Deutschen Jagdverbandes (DJV) als Reaktion auf ein aktuelles Eckpunktepapier zum Wolf, das einige Natur- und Tierschutzverbände gestern vorgestellt haben. Es ist laut DJV realitätsfern, höhere Elektrozäune und Herdenschutzhunde anzupreisen, wenn es darum geht, tausende Quadratkilometer Weideland wolfssicher zu machen.

In dem Eckpunktepapier bezeichnen Natur- und Tierschutzverbände eine extensive Weidetierhaltung zwar als unersetzlich für Natur und Landschaft, praktikable Lösungen für den Erhalt fehlen aber. Die Situation für Kleinbauern und Schäfer ist in einigen Regionen bereits jetzt existenzbedrohend. Die Gesellschaft fordert immer mehr ökologische Tierhaltung, diese wird aber bei weiter rasant ansteigenden Wolfszahlen nicht mehr realisierbar sein.

Neben technischen Hürden beim Aufstellen von Elektrozäunen, etwa beim Sichern von Entwässerungsgräben, kommen Hindernisse für unsere Wildtiere hinzu: Was der Wolf nicht überwinden kann, ist auch Barriere für andere Wildtiere. Eine Verdrahtung der Landschaft torpediert alle Bemühungen zur Biotopvernetzung, die dringend notwendig ist, um Artenvielfalt zu erhalten. Gerade dieser Aspekt sollte von Natur- und Tierschutzverbände berücksichtigt werden, findet aber im vorgelegten Eckpunktepapier keinerlei Erwähnung.

Im Kreis Cuxhaven haben in den vergangenen Monaten die Risse von Nutztieren stark zugenommen, sogar ausgewachsene Rinder werden inzwischen von Wölfen gerissen. Einzelne Tiere oder Rudel, die sich offensichtlich auf Nutztiere spezialisiert haben, müssen schnell und unbürokratisch entnommen werden. Es müssen dafür schnelle Entscheidungswege und rechtliche Möglichkeiten geschaffen werden. Die Änderung des Wolf-Schutzstatuses von „streng geschützt“ (Anhang 4 der FFH-Richtlinie) auf „geschützt“ (Anhang 5) ist deshalb längst überfällig.

Ebenso dringend – und im Eckpunktepapier ausgelassen – ist die Frage der Vergrämung. Wölfe sollen laut Experten beispielsweise mit Gummigeschossen beschossen werden, wenn sie sich Nutztieren oder Menschen nähern. So sollen sie Respekt vor dem Menschen lernen und unerwünschtes Verhalten verändern. Wer das wie und womit machen soll, ist leider bisher ungeklärt. Der Wolf hat laut DJV keine genetisch verankerte Scheu vor dem Menschen. Diese wird erlernt und an die nächste Generation weitergegeben. Wird diese nicht aktiv trainiert, werden abwandernde Jungwölfe ihren Welpen zeigen, das Nutztiere leichte Beute sind und die Nähe des Menschen ungefährlich ist. Bereits in den 1990er Jahren wurden Wolfsfamilien gefilmt, die in rumänischen Großstädten nachts auf Müllplätzen nach Nahrung gesucht haben. „Wir sind der Auffassung, dass wir am Ende des Tages nicht am Instrument Jagd für ein sachgerechtes Wolfsmanagement vorbeikommen“, so Dammann-Tamke.

Muss lernen sich von Mensch und Nutztier fernzuhalten: der Wolf

Quelle: Rolfes/DJV